„Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten“, hat Karl Marx mal gesagt. „Nett hier“, haben wir mal über das Grab von Karl Marx gesagt, als wir davorstanden. Ja, der gute (?) Mann liegt in London begraben und für schlappe 7 Pfund Eintritt kann man sich das aus nächster Nähe anschauen. Das ist nicht sehr kommunistisch, aber dafür bekommt man viele schöne andere Gräber in diversen Stadien des Verfalls gratis dazu. Und mit etwas Glück den niedlichsten Fuchs der Welt.
Der gift shop auf dem Highgate Cemetery war zwar klein, aber immer noch besser als der im British Museum. Das Highlight: Karl-Marx-Honig aus Bienenstöcken, die auf dem Friedhof stehen. Die Tagline: Workers of all hives unite. Haben wir aber nicht gekauft, wir hatten denen ja schon Eintritt dagelassen.
Gefrühstückt wurden Empanadas (Jonas Rating: 0/10 Sekunden Blickkontakt, die der Mitarbeiter mit mir gehalten hat, während er mir mein Essen gegeben hat, Kerstins Rating: 0/10 Lebenswille in den Augen dieses Mitarbeiters). Nach dem Friedhofsbesuch sind wir noch zu Paddington Bear‘s House, durch den Regent‘s Park, zu Sherlock Holmes in die Baker Street und zur Kirchenruine St.-Dunstan-in-the-East gesteppt.
Das much needed break of the day gab es in der Kirche St. Mary Aldermary, in der man Kaffee trinken kann. Und ich sage euch, das ist so ein gutes Konzept. Die Kirche wird während Gottesdiensten etc. weiter als Kirche genutzt, steht aber zwischendurch nicht einfach leer und generiert stattdessen noch ein bisschen Einkommen für die Kirchenarbeit. Für uns heißt das: Guter Kaffee und Foccacia-Sandwiches in einem an vibes kaum zu übertreffenden Ort.
Ein weiterer Geheimtipp, für den wir dieses Mal AC und nicht Tiktok zu danken haben, ist die begrünte Aussichtsplattform beim Garden at 120 (heißt so, weil das die Hausnummer ist).
Für ein bisschen Weihnachtsstimmung ging es noch kurz durch den Leadenhall Market und Spitalfields, wo wir unseren ersten Glühwein des Jahres getrunken haben. Der Geschmack war super, aber das Konzept Pfandbecher oder -tassen hat es leider noch nicht über den Ärmelkanal geschafft. Ich hoffe, nie wieder Glühwein aus einem Einwegbecher trinken zu müssen.
Übrigens wirbt hier jeder zweite Laden damit, der beste Laden zu sein oder irgendein bestes Produkt zu haben. Wir finden, das sollte mal jemand überprüfen, wissen aber auch noch nicht, wie.
Auf dem Rückweg sind wir nochmal zum Garden at 120 zurück, um uns London auch nochmal im Dunkeln anzuschauen. Denn, wer hätte es gedacht, die Zeit zwischen Sonnenuntergang und völliger Dunkelheit ist schon zu lang, um sie bei gefühlten null Grad auf einer windigen Dachterasse im 14. Stockwerk zu verbringen. Das zweite Mal hat sich aber noch sehr gelohnt, vor allem für die Tower Bridge bei Nacht.
Abendessen dann heute wieder bei der Cher Thai Eatery zum Mitnehmen, weil wir sind nichts wenn nicht Gewohnheitstiere. Auf dem Weg hat Jonas mich noch einer
„antagonistischen Grundhaltung“ bezichtigt. „Es gibt Kängurus, die weniger gebeutelt sind als ich“, fügte er hinzu. Und ich bin fast auf die Straße gefallen vor Lachen.
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