Was sind 58 Programmpunkte geteilt durch knappe 8 Tage? Zu viele Programmpunkte, so viel ist sicher. Aber kein Museum in London verlangt Eintrittsgebühr. Und es gibt so viele Orte, an denen Tom Cruise schonmal gerannt ist. We have no choice.
Das Reisebüro Rettig & Adass wird aber sicherstellen, dass wir in den nächsten Tagen die band-width deepdiven, die profits micromanagen und die core competencies disrupten. Oder, anders ausgedrückt: Nach diesem Urlaub werden wir Urlaub brauchen.
– FLASHBACK: 1 TAG ZUVOR –
Es ist Anreisetag, und wir haben mal wieder den Fehler gemacht, der Deutschen Bahn zu vertrauen. Es ist voll, wir stehen, aber wenigstens fahren wir. „Halt entfällt“, teilen sie uns dann auf einmal mit. Nicht über eine Durchsage, sondern nur über die kleine Anzeige, die man zufällig von unserem Stehplatz aus sehen kann. Also raus aus der RE2, rein in die nächste Bahn nach Düsseldorf. Es ist doppelt so voll wie vorher, und das, was wir tun, das kann man kaum noch Stehen nennen. Aber wenigstens fahren wir.
„DUS Airport? More like Dussel-Airport“, bemerkt Jonas so eloquent wie treffend, als wir es ins Flugzeug geschafft haben. Ich wurde bei der Sicherheitskontrolle rausgezogen, musste mir von der netten Mitarbeiterin da einmal die Füße massieren lassen und erklären, warum zum Teufel ich denn ein iPad UND einen E-Reader dabeihabe. Aber alles easy, alles cool. Die 30 Minuten Verspätung holt unser Pilot in großen Teilen wieder rein, indem er einfach ein bisschen schneller fliegt (wusstet ihr, dass das eine Option ist?). Wir bekommen sogar Wasser und einen kleinen Snack. Wozu eigentlich der Brexit, wenn auch hier die Deckel an den Plastikflaschen hängen?
Unser Hotelzimmer ist sehr solide für jeden normalen Menschen, aber eine Zumutung aus Sicht jedes Deutschen. Man kann nämlich das Fenster nicht öffnen. Also so gar nicht. „But don‘t worry, there‘s a constant stream of fresh air inside your room“, informiert mich ein Sticker am Fenster, während sich unten schon das Kondenswasser sammelt. Verspottung pur. Und der Wasserhahn erst. Abgesehen davon können wir uns aber nicht beschweren, denn das Bett hat eine vernünftige Größe (und wer sich noch an meine London-Reise aus dem letzten Jahr erinnert, der weiß, dass es kein wichtigeres Kriterium für ein Hotelzimmer gibt).
– FLASHBACK BEENDET –
Unseren ersten vollen Reisetag haben wir mit einem Spaziergang durch den Battersea Park Richtung Innenstadt gestartet. Und wenn ich euch sage, ich habe noch nie so viele junge, gutaussehende, joggende Menschen auf einem Haufen gesehen, dann meine ich das auch so. Nachdem wir die Kampfjogger hinter uns gelassen hatten, gab es Frühstück bei der Chestnut Bakery (Jonas Rating: 6,5/10 Schwierigkeit den letzten Bissen meines Sandwiches zu essen ohne all meine Kleidung zu runieren, Kerstin Rating: 8,5/10 und der beste Brownie, den ich je gegessen habe).
Dann begann das eigentliche Programm des Tages: Buckingham Palace (das münsteraner Schloss ist schöner, findet Jonas), Westminster Abbey, the big Benny boy. Die King‘s Gallery haben wir geskippt, weil der Eintritt 41 Pounds kostet (Zitat von unbekannt: „Charles ist so ein gieriger Hurensohn“). Den Rest der City-Tour mussten wir kurz pausieren, denn drei Australier waren extra für unsere Unterhaltung nach London gekommen. Der Do Go On Podcast, der an diesem schönen grauen Novembertag in London Station gemacht hat, ist vielleicht nicht der einzige Grund, aber zumindest doch der Anlass, aus dem wir hier sind. Sie haben über den PEZ Dispenser Bandit geredet und wir hatten eine jolly good time.
17 Uhr Ortszeit, es ist dunkel. Um uns herum leuchtet und blinkt die größte Stadt der EU (Grenzstand 31. Januar 2020, danke Brexit). „Da isses, das Ei“ bemerkt neben uns ein Bürger des Freistaats Bayern in bestem Dialekt, während wir Fotos vom London Eye machen. Nirgendwo ist man so wirklich sicher vor den Deutschen, denn am Trafalgar Square finden wir einen Weihnachtsmarkt, der „German Sausages“ anbietet und in ohrenbetäubender Lautstärke dabei alles außer Weihnachtsmusik spielt.
Weiter geht es zum Piccadilly Circus. Wenn ihr mal so richtig Reizüberflutung und Menschenhass verspüren wollt, geht zum Piccadilly Circus. Ansonsten lasst es lieber. Stattdessen gebt euch lieber einen endless stream an Denkmälern für irgendwelche Kriege, die England mal irgendwann geführt hat. Und dann fahrt zurück Richtung Clapham, stoßt durch Zufall auf den „most sustainable“ Pub Großbritanniens und habt da ein großartiges Abendessen. Es ist der Pig‘s Head (Jonas Rating: 10/10 Sustainability, Kerstins Rating: 9/10), falls jemand in nächster Zeit mal nach London möchte.
P.S.: Der Text stammt von Kerstin, die Bilder und Untertitel größtenteils von Jonas. Nur, damit die Urheberrechte hier geklärt sind.
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